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Technologien für die Pflege – was könnte bald real werden?

Erst kürzlich fand das Gesundheitsforum der Süddeutschen Zeitung (SZ) statt und es stand die Frage auf der Agenda: Wenn moderne Technik das tägliche Leben erleichtert, warum nicht auch die Pflege? Angesichts des Mangels als qualifizierten Pflegekräften in den Industrieländern müsste jede Hilfe willkommen sein.

Pflege ist menschlich

„Die Pflege eines Menschen ist so individuell, da ist außerdem so viel Empathie nötig, das ist nicht zu ersetzen“, machte Daniel Flemming klar, Professor für Informatik und Informationstechnologie in Pflege und Sozialer Arbeit an der Katholischen Stiftungshochschule in München. In den nächsten Jahrzehnten könne kein Roboter eine menschliche Pflegekraft ersetzen. Es geht aktuell darum, den Pflegekräften mehr Zeit für die menschliche Seite der Pflege zu verschaffen und an dieser Stelle gibt es bereits Lösungen. Manche von ihnen sind weit entwickelt und etabliert, wie die patientenindividuelle Arzneimittelverblisterung (PAV), ein Service, den jede Apotheke anbieten kann.

Die Verabreichung der Arzneimittel über Schlauchbeutelblister spart nicht nur Zeit, sondern trägt auch zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) bei. Weitere einzelne Handgriffe in der Pflege lassen sich von neuen Technologien erledigen, wie das kraftraubende Drehen von Patient:innen im Bett oder die Messung von Vitaldaten wie Puls, Temperatur und Blutdruck. Das besonders Praktische daran: Die Daten werden automatisch in eine digitale Patientenakte eingetragen – wie die Arzneimittel der PAV in einen elektronischen Medikationsplan. Das entlastet die Pflegekräfte von administrativen Aufgaben – die besonders zeitraubend sind.

Stärkerer Einsatz von neuen Technologien – schon jetzt möglich

Dass solche Systeme für die Pflege – wie auch die schon weit etablierte PAV – nicht noch stärker oder gar mit der Absicht auf einen verpflichtenden Einsatz genutzt werden, liegt zu aller erst an der Finanzierung. Eine wirtschaftliche Kalkulation ist schwierig, da die Technik immer nur einen Teil der Pflegearbeit betrifft – ob Nachtwache-Roboter, automatisierte Pflegewagen für die Versorgung oder eben die PAV. Doch allein dieser Ansatz legt das Manko unseres Gesundheitssystems offen: Zwar sollen die unterstützenden Systeme den Pflegenden mehr Zeit für die Patient:innen verschaffen. Da diese Zeit aber nicht neu „produktiv“ ist, trägt sie sehr wahrscheinlich zur Gesundheit der Patienten bei, aber stärkt u.U. nicht die Wirtschaftlichkeit der Einrichtungen. Hier ist ein Umdenken gefragt: Welche Maßnahmen sind in erster Linie wertvoll für die Gesundheit? Die PAV gehört schon heute ganz sicher dazu.

Verschiedene Technologien könnten ganz ohne Zweifel von hohem Nutzen für Pflegekräfte und zu Pflegende sein, sagte Constanze Giese, Professorin für Ethik und Anthropologie in der Pflege an der Katholischen Stiftungshochschule München der SZ. Services wie der Notrufknopf in der häuslichen Pflege haben sich etabliert – jetzt müssen weitere Smart-Home-Technologien folgen und Services wie die PAV flächendeckend genutzt werden.

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