Der BPAV-Vorstand hat maßgeblich das Heft des Handelns in die Hand genommen und diesen Erfolg zusammen mit dem BVVA erzielt.

Ein Blick in die Wahlprogramme 2025 – Parteien und Gesundheitsthemen
Wir haben die Wahlprogramme der bisherigen (Ampel-)Regierungsparteien sowie der Parteien mit über 10 Prozent Stimmenanteil in den aktuellen Umfragen analysiert. Dabei haben wir uns auf zentrale Themen fokussiert, die uns als Verband und damit sicherlich auch unsere Mitglieder interessieren:
Arzneimittelverblisterung, Patientensicherheit, Arzneimittelversorgung, Lieferengpässe, Pflege, Apothekenreform sowie pharmazeutische Dienstleistungen. Ein Augenmerk lag dabei auf Maßnahmen, die auch indirekt Einfluss auf Bereiche wie das Medikationsmanagement haben könnten. Ganz unten findet sich eine Synopse für den schnellen Überblick.
CDU/CSU
Beim Thema Verblisterung wird kein spezieller Standpunkt eingenommen – es gibt keine spezifischen Aussagen oder Regelungsvorhaben dazu.
Hinsichtlich der Patientensicherheit und -versorgung setzt die CDU/CSU auf eine hochwertige Versorgung in Stadt und Land. Es sind Maßnahmen zur besseren Koordination der Behandlungsabläufe sowie eine (teilweise) angekündigte Krankenhausreform vorgesehen, die auch indirekt die Sicherheit der Patient*innen stärken sollen. (CDU/CSU, S. 67)
Im Bereich der Arzneimittelversorgung und -therapie wird betont, dass Apotheken die Bevölkerung „verlässlich und dauerhaft“ mit Arzneimitteln versorgen sollen. Zudem sollen Engpässe bei Arzneimitteln und Medizinprodukten durch die Sicherung der Lieferketten – auch in der Grundversorgung – abgebaut werden. (CDU/CSU, S. 68)
Die angestrebte Sicherung der Lieferketten soll dabei helfen, Engpässe bei Arzneimitteln und Medizinprodukten zu vermeiden. (CDU/CSU, S. 68)
Zum Medikationsmanagement wird im Programmtext keine explizite Stellung bezogen.
Im Bereich der Pflege wird betont, dass Pflege kein Armutsrisiko sein darf. Es sind Maßnahmen zur Sicherung und Finanzierung der Pflege vorgesehen, die sowohl häusliche als auch stationäre Versorgungsangebote stärken und Pflegebedürftige sowie deren Angehörige entlasten sollen. (CDU/CSU, S. 69–70)
Eine Apothekenreform wird explizit angekündigt, um die Präsenzapotheken zu stärken und deren zukunftsfähige Rolle in der flächendeckenden Arzneimittelversorgung zu sichern. (CDU/CSU, S. 68)
Pharmazeutische Dienstleistungen werden im Programm nicht separat thematisiert.
SPD
Zum Thema Verblisterung wird im vorliegenden Auszug kein spezifischer Standpunkt eingenommen.
Hinsichtlich der Patientensicherheit und -versorgung fordert die SPD einen flächendeckenden, gerechten und hochwertigen Zugang zur Gesundheitsversorgung – unabhängig von Einkommen und Wohnort. Konkrete Maßnahmen umfassen die Einführung einer Termingarantie, den Abbau von Wartezeiten, den Ausbau der Notfallversorgung sowie den verstärkten Einsatz von Telemedizin und digitalen Gesundheitsangeboten. (SPD, S. 25–27)
Im Bereich der Arzneimittelversorgung liegt der Fokus auf der Verbesserung der Liefersicherheit, der Stärkung der inländischen und europäischen Arzneimittelproduktion sowie der Förderung personalisierter Therapiemöglichkeiten. (SPD, S. 27)
Die SPD hebt zudem hervor, dass in den Bereichen, in denen die neuen Regelungen greifen, kaum noch Lieferengpässe auftreten sollen. (SPD, S. 27)
Zum Medikationsmanagement werden keine spezifischen Maßnahmen oder detaillierten Aussagen gemacht.
Im Pflegebereich strebt die SPD eine menschenwürdige Versorgung mit gedeckelten Kosten und einem solidarisch finanzierten System an. Neben der Verbesserung der Versorgungsqualität sollen bessere Arbeitsbedingungen, Pflegebudgets sowie Unterstützungsmaßnahmen für pflegende Angehörige (etwa durch Familienpflegezeit und -geld) und der Abbau bürokratischer Hürden realisiert werden. (SPD, S. 28–30)
Eine explizite Apothekenreform wird im vorliegenden Auszug nicht thematisiert.
Pharmazeutische Dienstleistungen werden im Zusammenhang mit Telepharmazie erwähnt, jedoch ohne detaillierte Ausführungen. (SPD, S. 26)
Bündnis 90/Die Grünen
Das Thema Verblisterung wird nicht angesprochen, sodass dazu keine konkreten Aussagen oder Maßnahmen vorliegen.
Bei der Patientensicherheit und -versorgung verfolgen die Grünen das Ziel, dass Patientinnen „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ versorgt werden. Zur Umsetzung sollen die Primärversorgung (etwa durch Hausärztinnen) gestärkt, regionale Versorgungszentren ausgebaut und eine gemeinsame Krankenhausreform unter Einbeziehung privater Versicherungen realisiert werden – ergänzt durch den Abbau unnötiger Bürokratie. (Die Grünen, S. 45–46)
Im Bereich der Arzneimittelversorgung ist eine Reform der Finanzierung der Apotheken im Rahmen eines flächendeckenden Versorgungssystems vorgesehen. Gleichzeitig soll ein Vorrat an Arzneimitteln und Medizinprodukten als Krisenvorsorgemaßnahme aufgebaut werden. (Die Grünen, S. 46–48)
Der Aufbau dieses Vorrats dient auch dazu, Lieferengpässen entgegenzuwirken. (Die Grünen, S. 48)
Zum Medikationsmanagement fehlen konkrete Ausführungen oder Maßnahmen im Programm.
Im Pflegebereich plädieren die Grünen für eine verlässliche und würdige Versorgung – sowohl zuhause als auch in Einrichtungen. Hierzu sollen wohnortnahe, quartiersbezogene Pflegeangebote ausgebaut, pflegende Angehörige entlastet, die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen verbessert sowie Dokumentationspflichten abgebaut werden. (Die Grünen, S. 45–47)
Anstelle einer eigenständigen Apothekenreform wird die Finanzierung der Apotheken im Rahmen eines effizienten, flächendeckenden Versorgungssystems reformiert. (Die Grünen, S. 46)
Pharmazeutische Dienstleistungen werden nicht explizit thematisiert.
AfD
Das Thema Verblisterung wird von der AfD nicht thematisiert.
Im Bereich der Patientensicherheit und -versorgung setzt die AfD auf eine leistungsfähige stationäre Versorgung, die durch die Abschaffung des DRG-Fallpauschalensystems und die Rückkehr zu individuellen Budgetvereinbarungen erreicht werden soll. Für den ambulanten Sektor werden Maßnahmen gegen Terminengpässe, die Förderung freiberuflich geführter Inhaberpraxen und eine verbesserte Vernetzung, beispielsweise im Rettungsdienst, vorgeschlagen. (AfD, S. 25–26)
Zur Arzneimittelversorgung fordert die AfD die Rückverlagerung der pharmazeutischen Produktion nach Deutschland oder in sichere Herkunftsländer, um eine konstante Qualität zu gewährleisten. Zudem soll der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten unterbunden und der Arzneimittelgroßhandel verpflichtet werden, mindestens den durchschnittlichen Zwei-Monats-Bedarf an versorgungsrelevanten Arzneimitteln vorzuhalten. (AfD, S. 27, Zeilen 909–917)
Die Forderung, dass der Arzneimittelgroßhandel einen Mindestbestand entsprechend dem durchschnittlichen Zwei-Monats-Bedarf vorhält, dient der Sicherstellung der Versorgungssicherheit. (AfD, S. 27, Zeilen 915–917)
Das Medikationsmanagement wird in ihrem Programm nicht explizit behandelt.
Im Pflegebereich strebt die AfD an, die Pflegekosten zu senken und die häusliche Pflege durch eine höhere finanzielle Honorierung zu fördern. Gleichzeitig soll das Angebot ambulanter sowie befristeter stationärer Pflege ausgebaut werden, um Pflegebedürftige und ihre Angehörigen zu entlasten. Darüber hinaus wird eine bundeseinheitliche, gesetzliche Personalbemessung in pflegesensitiven Bereichen gefordert, während Pflegekammern abgelehnt werden, um zusätzlichen bürokratischen Aufwand zu vermeiden. (AfD, S. 25 (Versicherungsteil) und S. 26, Zeilen 869–908)
Eine eigenständige Apothekenreform wird nicht thematisiert; stattdessen liegt der Schwerpunkt auf der Regulierung des Versandhandels und auf Maßnahmen zur Sicherung der Arzneimittelversorgung über den Großhandel. (AfD, S. 27 & S. 29 – keine direkte Apothekenreform)
Pharmazeutische Dienstleistungen werden nicht explizit thematisiert.
FDP
Zum Thema Verblisterung nimmt die FDP keine Stellung – es erfolgt keine Erwähnung oder spezifische Regelung dazu.
Im Bereich der Patientensicherheit und -versorgung strebt die FDP eine patientenzentrierte Gesundheitsversorgung an, die über ein Primärarztsystem realisiert werden soll. Hausärzt*innen fungieren dabei als erste Anlaufstelle, um einen wohnortnahen und qualitativ hochwertigen Zugang in Stadt und Land zu gewährleisten. Gleichzeitig wird eine integrierte ambulante und stationäre Versorgung angestrebt – unter anderem durch Notfallreformen und beschleunigte Zulassungsverfahren bei Arzneimitteln, ohne dabei Kompromisse bei der Patientensicherheit einzugehen. (FDP, S. 29)
Bei der Arzneimittelversorgung setzt sich die FDP dafür ein, dass Patient*innen frühzeitig Zugang zu innovativen Arzneimitteln erhalten. Zur Förderung sollen der Produktions- und Forschungsstandort Deutschland gestärkt, Zulassungsverfahren beschleunigt sowie die Nutzenbewertung und Preisverhandlungen überprüft werden – stets unter Wahrung der Patientensicherheit. (FDP, S. 29)
Bezüglich Lieferengpässen werden keine expliziten Maßnahmen oder Aussagen gemacht.
Das Medikationsmanagement wird abgesehen von allgemeinen Aussagen zur schnelleren Marktzugänglichkeit innovativer Arzneimittel nicht separat behandelt.
Im Pflegebereich strebt die FDP an, Pflegeanbieter von doppelten Prüfungen, überflüssigen Nachweis- und Dokumentationspflichten sowie überbordenden Vorgaben zu befreien. Pflegende Angehörige sollen durch eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sowie durch den Ausbau niedrigschwelliger Beratungsangebote entlastet werden. Zudem sollen mehr Pflegefachkräfte gewonnen und das Pflegepersonal mittels digitaler Anwendungen, Automatisierung und Robotik entlastet werden. Die Finanzierung der Pflege soll diversifiziert werden: Das umlagefinanzierte System wird als Teilleistung beibehalten und durch eine kapitalgedeckte Komponente sowie mehr Anreize für private Pflegevorsorge ergänzt, wobei eine Gleichbehandlung von betrieblicher Pflegevorsorge und Betriebsrente angestrebt wird. (FDP, S. 30)
Eine explizite Apothekenreform wird nicht thematisiert.
Das Thema pharmazeutische Dienstleistungen wird im FDP-Programm nicht separat behandelt.
Ausblick: Koalitionsszenarien und ihre Auswirkungen
Eine mögliche CDU–SPD-Koalition dürfte auf bewährte Strukturen und reformorientierte Maßnahmen setzen – ein Ansatz, der Stabilität sowie einen flächendeckenden, solidarisch finanzierten Zugang zu medizinischen Leistungen gewährleistet. Eine CDU–Grünen-Koalition könnte hingegen verstärkt auf innovative, digital geprägte Lösungen und regionale Versorgungsnetzwerke setzen, was den bürokratischen Aufwand reduziert und das System zukunftsfähig aufstellt.
Auffallend ist, dass Spezialversorgungsthemen wie die patientenindividuelle Arzneimittelverblisterung (PAV) in den Wahlprogrammen gar nicht oder kaum Beachtung finden. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der angespannten Personallage in der Pflege interessant. Die PAV bietet eine Reihe handfester Vorteile: Sie minimiert Medikationsfehler, steigert die Therapietreue und ermöglicht eine lückenlose, digital dokumentierte Kontrolle. Die Dienstleitungsgemeinschaft aus Apotheke und Blisterzentrum bietet zudem den Apotheken vor Ort eine attraktive Möglichkeit für neue Geschäftsfelder. Sie trägt zur Kostensenkung und insgesamt zur Müllvermeidung (Verwurf, Verpackungen) bei – ein zentraler Baustein für eine stabile und hochwertige Arzneimittelversorgung. Die Müllvermeidung könnte durch den Einsatz von sog. Schüttware noch viel größer ausfallen.