Die pharmazeutische Dienstleistungsgemeinschaft aus Apotheke und Blisterzentrum ist ein zentraler Baustein in der modernen und nachhaltigen Arzneimittelversorgung.
14.02.2018 | Pressemitteilung: Koalitionsvertrag: Keine Verbesserung in der Arzneimittelversorgung für Alten- und Pflegeheime
14.02.2018 | Pressemitteilung: Koalitionsvertrag: Keine Verbesserung in der Arzneimittelversorgung für Alten- und Pflegeheime
Berlin, 14.02.2018 – Der Bundesverband Patientenindividueller Arzneimittelverblisterer (BPAV) vermisst im Entwurf des Koalitionsvertrages ein Bekenntnis zur flächendeckenden Arzneiversorgung durch individuelle Blister. Die im Entwurf erwähnte „Konzertierte Aktion Pflege“ böte die Möglichkeit hier ein Zeichen zu setzen.
In den vom BPAV im Juli 2017 veröffentlichten Wahlprüfsteinen wurde die Patientenindividuelle Arzneimittelverblisterung (PAV) von den Parteien noch als „große Hoffnung“ (SPD) bezeichnet und die „Erhöhung der Qualität der Arzneimittelabgabe“ (CDU) anerkannt. Doch von solchen Aussagen fehlt im aktuellen Vertragsentwurf der Koalitionäre jede Spur. Gerade im Hinblick auf die Pressemeldungen der letzten Wochen über steigende Zahlen von vertauschten Medikamenten in Alten- und Pflegeheimen muss die Politik endlich Handlungsbereitschaft zeigen.
Insgesamt 139 Hilferufe aus Alten- und Pflegeheimen allein in Mitteldeutschland erreichten im Jahr 2017 das Giftinformationszentrum in Erfurt. Die Ursache: vertauschte oder falsch dosierte Medikamente. Jährlich müssen in Deutschland ca. 1,6 Millionen Menschen aufgrund von Fehlmedikationen und nicht festgestellten Wechselwirkungen stationär behandelt werden. Diese Zahlen können drastisch reduziert werden, wenn PAV in Heimen konsequent umgesetzt werden würde. Die Fehlerquote beim manuellen Stellen liegt um das 10.000fache über dem der professionellen und maschinellen Verblisterung. Die hohe Arbeitsbelastung der Pflegekräfte und personelle Unterbesetzungen in den Heimen gefährden zusätzlich die Gesundheit der Patienten und Heimbewohner.
Die deutschen Blisterzentren arbeiten darüber hinaus seit Jahren standardmäßig mit elektronischen Medikationsplänen, um die Arznei-Verschreibungen und Therapieänderungen zu managen und leisten somit einen entscheidenden Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS).
„Die PAV muss zum Standard in der Heimversorgung werden. Bei den Herausforderungen, vor denen die Pflege aktuell steht, ist die flächendeckende Einführung der PAV am unkompliziertesten umzusetzen. Allerdings muss hier auch der Gesetzgeber die entsprechenden Voraussetzungen schaffen. Die lebenswichtige Dienstleistung der individuellen Verblisterung muss endlich Teil der Arzneimittelpreisverordnung (AmPreisV) werden“, fordert der BPAV-Vorsitzende Hans-Werner Holdermann.
Das Medikamentenstellen gehört in die Verantwortung der pharmazeutischen Spezialisten. Dadurch bekommen Pflegekräfte auch wieder mehr Zeit für ihre Kernaufgaben: Die Pflege der alten und kranken Menschen.